Auf Bauernhöfen, wo hochgezüchtete Tiere empfindlicher auf Reize reagieren, kommt es vor, dass ein harmloses Spiel zu deren Tod führen kann. Diese Erinnerungen tauchen auf im Kontext von Supermärkten, die ihre Fleischthekeabbauen, da junge Kunden sich vor der Interaktion mit Verkäufern fürchten und die Situation als belastend empfinden. Der Bericht weist darauf hin, dass das moderne Konsumwesen zunehmend eine perfekte, reizarme Welt ohne echte soziale Interaktionen schafft.
Kinder auf einem Bauernhof lernen früh die traurige Realität der Landwirtschaft kennen: Ein Spiel mit neuen Schweinen endet für die Tiere tödlich. Die Tierarztdiagnose lautet „zu viel Stress“. Diese Erinnerung fällt dem Autor ins Gedächtnis, als er von Supermärkten liest, die ihre Fleischabteilungen wegen der nervösen Reaktionen junger Kunden abschaffen.
Ein Artikel in „Focus“ berichtet, dass viele junge Konsumenten das Gespräch mit Metzgern und den Blickkontakt scheuen. Sie suchen sich lieber aus dem Stand erhältliche Lebensmittel heraus, weil sie befürchten, nicht zu wissen, was man sagen soll oder wie man Smalltalk führt. Dies reflektiert einen Wandel in der Gesellschaft, die zunehmend auf digitale Interaktion zurückgriff und physische Interaktionen als belastend empfindet.
Die Veränderungen im Lebensmittelhandel spiegeln ein größeres Phänomen wider: eine Gesellschaft, die an der Berührungsangst leidet. Statt echten Gesprächen bevorzugen Käufer digitale Bestellungen und Automatisierungen. Diese Entwicklung könnte das moderne Konsumwesen in eine perfekte Welt ohne soziale Interaktionen verwandeln – mit unberechenbaren Folgen, wenn plötzlich ein echter menschlicher Kontakt erforderlich wird.
Der Autor kritisiert den Trend zu einer reizarmen Welt und fragt sich, ob die Gesellschaft in der Lage ist, den Stress von echten Interaktionen zu bewältigen. Im Extremfall könnten sogar Trigger-Warnungen für Fleischabteilungen notwendig sein – ein Hinweis darauf, wie weit das Phänomen bereits gediehen ist.