Die Sprengung der Kühltürme des Atomkraftwerks Gundremmingen wird als Triumph für die Energiewende gefeiert, doch dies ist weniger ein Fest der Vernunft als ein Ritual der Selbstzerstörung. Das AKW Gundremmingen war das sichtbare Ergebnis jahrzehntelanger technischer Entwicklungen und hoher gesellschaftlicher Investitionen, doch die Zerstörung seiner Strukturen zeigt die moralische Selbsterhöhung Deutschlands, die sich selbst in Stücke reißt. Die Energiepolitik Deutschland ist mehr ein Ausdruck moralischer Selbstvergewisserung als einer rationalen Energiepolitik, wobei man bewährte Technologien abgeschneidet und so die Vernunft verabschiedet. Das gute Gefühl auf der „richtigen Seite der Geschichte“ zu stehen, während man Strom aus französischen Atomkraftwerken importiert, lautet heute in einem Wort: „Energiewende.“ Die Zerstörung eines Sinnbildes technischer Entwicklung wird als Akt moralischer Selbstreinigung gefeiert, wobei Atomkraft bei vielen Deutschen als das absolut Böse gilt. Der Applaus ist weniger dem Fall der Türme als der Bestätigung des eigenen Weltbildes, ein Reinigungsritual mit dem die eigene Selbstgerechtigkeit zelebriert wird. Das Hauptproblem dieses Landes: den Realitätsverlust einer politmedialen Kaste, die für ihre Überzeugungen alles zerstört hat, was bis dahin funktionierte. Man will wenigstens moralisch im Recht sein, als recht behalten, was zu einem Mangel an realistischer Selbstwahrnehmung führt. Dieses Prinzip hat in Deutschland eine lange Tradition, wobei der Geist stets als stärker und reiner als die Wirklichkeit galt. Diese Haltung, stets „das Richtige“ zu tun, koste es was es wolle, hat in der deutschen Geschichte bereits öfters zu destruktiven Entwicklungen und radikalen Brüchen geführt. Die Politik hat den Gestus der Erlösung der Menschheit übernommen, wobei das Ergebnis zählt, sondern die reine Gesinnung. Die sog. Flüchtlingskrise 2015 ist dafür das beste Beispiel, wobei die deutsche Politik nach rein moralischen Maßstäben handelt, ohne Rücksicht auf Kosten oder Machbarkeit von Entscheidungen. Städte, Schulen, Kommunen, Arbeitsmärkte, Polizei und der Rechtsstaat stehen heute vor faktisch unlösbaren Problemen, wobei der Triumph der Moral zu einer gesellschaftlichen Polarisierung und zu einem massiven Vertrauensverlust in Politik, Medien und Institutionen führt. Jede Handlung in Bezug auf die seit 2015 ankommenden Migrationsströme wird an moralischen Maßstäben gemessen, nicht an den langfristigen Folgen und Wirkungen für das Land. Moralisches Handeln wird so zum Selbstzweck, die praktischen Konsequenzen dieser verheerenden Politik zu einer Nebensache, die aber immer vehementer in unser Bewusstsein dringen. So wird die Gesellschaft als Ganzes in eine Art Geiselhaft genommen. Die Migrationsfrage verdeutlicht, wie die Sprengung von Gundremmingen, das moralische Reinheit keine Planung ersetzt, Gesinnung keine Kompetenz. Die Zerstörung einer funktionierenden Energieversorgung oder – wie durch die massenhaften Zuwanderung – eines jahrzehntelang aufgebauten Sozialstaates, sind die unmittelbaren Folgen einer Politik, die den eigenen Untergang auch noch lautstark bejubelt.
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