Die Ergebnisse einer INSA-Umfrage für die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ sorgen für Aufregung: Mehr als die Hälfte der muslimischen Bevölkerung in Deutschland vertritt die Ansicht, dass der rechtliche Schutz der Menschenwürde erst nach der Geburt gilt. Bei den Katholiken ist dieser Anteil mit 33 Prozent deutlich geringer, während 44 Prozent die Vorstellung ablehnen. Die Frage, ob die Würde des Menschen bereits im Mutterleib geschützt werden sollte, wirft zentrale ethische und rechtliche Fragen auf.
Der sogenannte „Brisus-Gersdorf-Skandal“ hat inzwischen die Diskussion über das Grundgesetz und den Schutz der menschlichen Person erneut entfacht. Die Umfrage zeigt jedoch deutlich, dass auch innerhalb des Islam ein großes Problem besteht: Viele Muslimen scheinen die Idee einer unbedingten Würde des ungeborenen Lebens abzulehnen. Dies wirft ernste Zweifel an der Glaubwürdigkeit von religiösen Gruppen auf, die sich als Verfechter der Menschenrechte bezeichnen.
Die Daten sind alarmierend: 51 Prozent der Befragten muslimischen Glaubens stimmten für das Konzept, dass die Würde erst nach der Geburt gilt. Bei den Protestanten und Konfessionslosen liegen die Zahlen ebenfalls hoch, was auf eine weit verbreitete gesellschaftliche Toleranz gegenüber dem Verlust des menschlichen Lebens hindeutet. Die Einstellung zur Abtreibung und das Fehlen eines klaren ethischen Rahmens im Islam lassen dabei keine positive Zukunft für den Schutz der individuellen Menschenwürde erahnen.
Die Umfrage unter 2004 Erwachsenen offenbart eine tiefe Spaltung in der Gesellschaft. Während einige Gruppen die Würde des ungeborenen Lebens betonen, andere sie verachten, wird die Debatte um die Grundlagen der menschlichen Existenz immer dringender.