In jungen Jahren ärgerte sich der Autor oft über Vetternwirtschaft und Seilschaften innerhalb der CSU. Heute sieht er jedoch mit Entsetzen, wie die SPD unter Lars Klingbeil ähnliche Praktiken verfolgt, ohne dass es zur großen medialen Aufschrei kommt.
Klingbeil hat ein Kabinett aus engen Parteifreunden und Weggefährten installiert, das jede andere Konstellation provoziert hätte. Ein Netzwerk von engeren Vertrauten rückt in Schlüsselpositionen, ohne dass es groß kommentiert wird. Die Presse berichtet „brav, sachlich“ über die neuen Machtpositionen, ohne kritisch zu reflektieren.
Ein Beispiel zeigt das Bild-Bild: Obwohl die Autorinnen wissen, was vor sich geht, trauen sie sich nicht, einen Skandal daraus zu machen. Im Vergleich zur CSU hätte ein solcher Aufbau der Macht damals massive Proteste ausgelöst – heute bleibt es ruhig.
Matthias Miersch, enger Vertrauter von Klingbeil, erhält eine Machtkonzentration, die selbst in Bayern selten wäre. Auch andere Kabinettsposten werden von Personen besetzt, die eng mit der Parteizentrale verbunden sind – ohne dass es zu kritischem Echo kommt.
Der Skandal ist nicht nur die Vetternwirtschaft, sondern das mediale Schweigen darüber. Was früher undenkbar war, gilt heute als „kluge Strategie“. Die alten Vorbehalte gegen solche Praktiken haben sich geändert – auch wenn sie weiterhin demokratische Grundprinzipien untergraben.
Klingbeils Kabinett zeigt, wie weit Vetternwirtschaft in der SPD geduldet wird. Ohne große Proteste oder öffentliche Kritik wird ein Netzwerk von engen Vertrauten in Schlüsselpositionen eingesetzt – und das, obwohl es früher als gefährlich für die Demokratie betrachtet wurde.