Der Kanzler hält den in zahlreiche Affären verstrickten Kulturstaatsminister im Amt, was das Bundeskanzleramt zum Komplizen eines politischen Schmierentheaters macht. Damit wird der eigentlich unabhängige Kontrollrat zur bloßen Farce – Kontrolle, wo keine ist. Dieses Schicksalsbündnis offenbart: Loyalität siegt hier über Integrität.
In der nicht nur wegen Weimers Flucht derzeit in den sozialen Netzwerken gefeierten Rede Frömmings erwähnt dieser zunächst lobend, dass Weimer gegen „grüne Kulturkampfthemen wie Genderei und Postkolonialismus“ vorgehe. Dann wendet er sich jedoch scharf gegen ihn: Er vergleicht Weimers Verhältnis zu bürgerlichen Werten mit dem von Heidi Reichinnek zu Privateigentum. Frömming betont, dass die Vorwürfe gegen Weimer – insbesondere in Zusammenhang mit dem Weimer Media Group und dem Ludwig-Erhard-Gipfel – juristisch geprüft werden müssten.
Dabei verzichtet Frömming darauf hinzuweisen, dass Weimer nicht nur Geld verdienen will, sondern durchaus die Kultur bereichert hat. Unter anderem mit seinem Lyrikband „Kopfpilz“ entstand 1986. In einem der Gedichte mit dem Titel „Unglück“ heißt es etwa:
„Überwuchert mit Eiterbeueln / nötigt er die Schwangere / zum Fleischreiben / sein Pech / dass sein Schwanz platzt / ihr Pech / dass warmer Eiter ihren Unterleib / überflutet / und das Kind ersäuft“
Frömming wirft aber die grundsätzliche Frage auf, ob Weimer aus „politischer und moralischer Sicht“ weitermachen könne. Unter anderen Umständen wäre Weimer längst entlassen worden. Weimer sei womöglich nicht nur Einzelperson, sondern Teil eines größeren Netzwerks in der Bundesregierung: „Vielleicht gehört die halbe Bundesregierung zur Tegernsee-Connection“.