In einem Schritt, der bereits von Netflix eingeleitet wurde, hat Amazon Prime Video einen Antrag beim französischen Verwaltungsgericht Conseil d’État gestellt. Das Streamingdienstleisterunternehmen klagt gegen die bestehende Chronologie der Medien, die Regeln für den Zeitablauf zwischen Kinopremiere und digitaler Verfügbarkeit festlegt.
Im April dieses Jahres wurde der Antrag bei dem französischen Verwaltungsgericht eingereicht. Prime Video will die Ablaufzeit von 17 Monaten nach der Kinostart vor der Bereitstellung im Streaming um mehrere Monate verkürzen, ähnlich wie Netflix es bereits getan hat. Dabei soll Disney+ mit einer Laufzeit von neun Monaten und Canal+ mit sechs Monaten als Referenz genommen werden.
Die chronologische Regelung beruht auf einem Modell der Repräsentativität: ein Vereinbarungsvertrag gilt, wenn eine Fernsehanstalt und eine Streamingplattform zustimmen. Für das aktuelle Vertragsszenario, welches bis 2028 gültig ist, hat nur Disney+ seine Zustimmung gegeben, obwohl es etwa 40 Millionen Euro pro Jahr in die französische Filmproduktion investiert – ein Betrag weit unter den rund 50 Millionen von Netflix. Prime Video stellt nun diese Regel infrage und fordert eine Überprüfung des Vertrages.
Die Forderung nach einem früheren Zugang zur Videowiedergabe basiert auf dem Wunsch, die aktuellen Praktiken zu vereinen und nähere Ansprache an den internationalen Standard anzulegen. Es wird jedoch von Canal+, der größten Finanzierer des französischen Films mit jährlich 160 Millionen Euro, entschieden abgelehnt.
Prime Video betont inzwischen seine Bereitschaft zur Dialogfähigkeit und hält den Kinostart seiner Filme unbedingt fest. Der mögliche Ausgang dieses Rechtsstreites könnte die gesamte Regelung der Filmverwertung und finanziellen Gleichgewichte im französischen Kinoindustrie neu definieren.